"Helden im Federkleid" Brieftauben Kriegshelden
Die Rolle der Brieftauben in den Weltkriegen …
Brieftauben sind eine spezielle Züchtung der Haustaube, die für ihre außergewöhnliche Fähigkeit trainiert wurden, über weite Strecken zu ihrem Heimatschlag zurückzufinden. Diese Fähigkeit, die man als Heimfindevermögen bezeichnet, macht sie zu faszinierenden Orientierungskünstlern.
Historische Nutzung
Die Geschichte der Brieftauben reicht Tausende von Jahren zurück. Schon im Altertum, zum Beispiel im antiken Ägypten und in Persien, wurden Tauben zur Nachrichtenübermittlung genutzt. Ihre Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit machten sie zu einem wichtigen Kommunikationsmittel, insbesondere in Kriegszeiten oder bei der Übermittlung von Börsennachrichten. Die Kreuzritter brachten die Idee der Taubenpost nach Europa. Im 19. Jahrhundert nutzten Nachrichtenagenturen Brieftauben, um aktuelle Meldungen schneller zu verbreiten. Auch im Ersten und Zweiten Weltkrieg spielten sie eine Rolle, da ihre Nachrichten nicht so leicht abgehört werden konnten wie Funksprüche.
Wie orientieren sich Brieftauben?
Wissenschaftler haben lange gerätselt, wie Tauben ihren Weg finden. Es handelt sich um ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Sinne:
-
Magnetfeld der Erde: Sie können das Magnetfeld der Erde spüren und nutzen es als eine Art inneren Kompass.
-
Sonnenstand: Sie nutzen die Sonne als Orientierungshilfe und kompensieren dabei ihren Stand im Tagesverlauf, da sie über eine innere Uhr verfügen.
-
Geruchssinn: Forscher haben herausgefunden, dass Tauben sich auch am Geruch ihrer Umgebung orientieren. Sie prägen sich die Gerüche ein, die der Wind in ihren Taubenschlag trägt, und können diese Geruchskarte zur Navigation nutzen.
-
Geländemerkmale: Insbesondere auf bekannten Strecken nutzen sie auch optische Merkmale wie Autobahnen, Flüsse, Berge oder markante Gebäude.
Der Brieftaubensport
Heute sind Brieftauben vor allem im Sport aktiv. Der Brieftaubensport ist ein Hobby, bei dem Züchter ihre Tauben auf Wettflüge schicken.
-
Ablauf: Die Tauben werden in speziellen Transportkörben zu einem weit entfernten "Auflassort" gebracht.
-
Wettkampf: Von dort aus werden sie gleichzeitig freigelassen und fliegen zurück zu ihrem Heimatschlag. Die Flugzeit wird gemessen und die Geschwindigkeit (Meter pro Minute) berechnet.
-
Gewinner: Sieger ist der Züchter, dessen Tauben die Strecke in der kürzesten Zeit zurücklegen.
Der Brieftaubensport ist besonders in Ländern wie Belgien, den Niederlanden und Deutschland verbreitet und hat dort eine lange Tradition. Er gilt als ein Wettkampf, der Züchter und Tier als Team fordert und auf Vertrauen und Training basiert.
Kritik am Brieftaubensport
Der Brieftaubensport steht auch in der Kritik von Tierschutzorganisationen. Sie weisen auf die hohe Verlustrate hin: Bei den oft sehr langen und anstrengenden Wettflügen schaffen es viele Tauben nicht zurück. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von Erschöpfung über den Verlust der Orientierung bis hin zu Angriffen durch Raubvögel. Die Tierschützer bezeichnen dies als unnötige Überanstrengung und lehnen diese Form des Wettkampfs als Tierquälerei ab.
Besonderheit: Hochzeitstauben
Wie bereits erwähnt, sind Hochzeitstauben oft weiße Brieftauben. Die weiße Farbe ist gezüchtet, aber ihre Fähigkeit, zum Heimatschlag zurückzukehren, macht sie zu einer sicheren Wahl für diesen Brauch. Seriöse Anbieter nutzen trainierte Brieftauben, die nach der Freilassung sicher zu ihrem Zuhause zurückfinden.



Helden im Federkleid Brieftauben Kriegshelden
Brieftauben spielten eine bemerkenswerte und oft lebensrettende Rolle in militärischen Konflikten, lange bevor moderne Kommunikationstechnologien verfügbar waren. Ihre Fähigkeit, zuverlässig zu ihrem Heimatschlag zurückzufinden, machte sie zu idealen Kurieren, insbesondere an der Front, wo Telefon- und Funkverbindungen oft ausfielen oder abgehört werden konnten.
Einsatzgebiete und Bedeutung
-
Frontkommunikation: Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs wurden Brieftauben intensiv zur Übermittlung von Nachrichten aus den Schützengräben oder von isolierten Truppenteilen eingesetzt. Sie transportierten Meldungen über Truppenbewegungen, Feindpositionen, Nachschubanfragen und Notrufe.
-
Aufklärungsflüge: Tauben wurden sogar zur Luftaufklärung verwendet, indem kleine, leichte Kameras an ihnen befestigt wurden.
-
Spionage und Geheimdienst: Im Zweiten Weltkrieg startete der britische Geheimdienst die "Operation Columba". Dabei wurden Tausende von Tauben über besetzten Gebieten in Europa (z. B. Frankreich, den Niederlanden) per Fallschirm abgeworfen. Die Tauben sollten von Widerstandskämpfern aufgegriffen werden, die dann Nachrichten und sogar Mikrofilme mit kriegswichtigen Informationen an die Alliierten schicken konnten.
-
Kommunikation bei Ausfall: Tauben dienten als Backup für Funkgeräte in U-Booten, Flugzeugen und sogar Panzern, falls die Funkverbindung unterbrochen wurde.
Berühmte Kriegshelden auf Federn
Viele Brieftauben erlangten im Krieg Berühmtheit für ihren Mut und ihre entscheidenden Leistungen:
-
Cher Ami (Erster Weltkrieg): "Cher Ami", was auf Französisch "Lieber Freund" bedeutet, ist wohl die berühmteste Kriegstaube. Während der Maas-Argonnen-Offensive 1918 rettete sie das "Lost Battalion" der US-Armee. Trotz schwerer Verletzungen (ein Schuss hatte ihr ein Auge ausgeschlagen und ein Bein durchschlagen) flog sie 40 Kilometer in nur 25 Minuten und lieferte eine lebensrettende Nachricht ab. Für ihre Heldentat wurde sie mit dem französischen Kriegskreuz ("Croix de Guerre avec Palme") ausgezeichnet.
-
G.I. Joe (Zweiter Weltkrieg): Diese Taube verhinderte am 18. Oktober 1943 in Italien einen "Friendly Fire"-Angriff. Sie trug eine Nachricht an die Alliierten, dass die britischen Truppen bereits eine Stadt eingenommen hatten, die kurz darauf bombardiert werden sollte. Da andere Kommunikationswege versagt hatten, war G.I. Joe die einzige Hoffnung. Sie erreichte das Hauptquartier in Rekordzeit und verhinderte den Angriff. Für ihre Tat wurde sie mit der britischen Dickin Medal ausgezeichnet, der höchsten militärischen Auszeichnung für Tiere.
Die Gefahren des Einsatzes
Der Einsatz von Brieftauben im Krieg war extrem gefährlich. Die Verluste waren hoch. Viele Tauben fielen der Erschöpfung, dem Beschuss oder Gasangriffen zum Opfer. Die Feindseite wusste um die Bedeutung der Vögel und setzte Scharfschützen und sogar dressierte Falken ein, um die Kuriere abzufangen.
Das Ende einer Ära
Mit der Entwicklung von sichererer und schnellerer Funk- und Satellitenkommunikation verloren Brieftauben im militärischen Bereich an Bedeutung. Viele Länder, wie die Schweiz, haben ihre militärischen Brieftaubendienste in den 1990er Jahren aufgelöst. Heute werden Brieftauben nur noch in wenigen Armeen, wie der französischen, zu zeremoniellen Zwecken oder im Sport gehalten.
Trotzdem bleiben sie ein beeindruckendes Beispiel für die enge Beziehung zwischen Mensch und Tier in Krisenzeiten und erinnern daran, dass auch die kleinsten und unscheinbarsten Lebewesen Großes vollbringen können.